Geographen unterwegs
Der Wandel in der Landwirtschaft, das Agrarcluster Oldenburger Münsterland, die Bedeutung der Agrarwirtschaft für Deutschland und Südoldenburg – Themen, die unsere Erdkundeschüler in der Oberstufe in den letzten Wochen beschäftigt haben. Da genau diese Themen die Heimat unserer Schüler betreffen und somit quasi vor der Haustür liegen, hat sich der Erdkundekurs von Herrn Lübbers am 17.12.2019 auf Exkursion begeben und zwei landwirtschaftliche Betriebe erkundet.
Morgens wurde zunächst der Hof Hempen in Bösel genauer unter die Lupe genommen, der Teil des Projektes „Transparente Landwirtschaft“ der Goldschmaus-Gruppe ist: „Gemeinsam schauen wir hinter die Kulissen und sind den Tieren so nahe wie nie zuvor. […] Die Besuchergruppen haben die Möglichkeit, den Kontakt zwischen Landwirt und Tier hautnah mitzuerleben. Der Hofbesuch beginnt mit einer kleinen Vorstellung des Hofes. Währenddessen können Sie sich als Besucher an einem kleinen Frühstück stärken. Unsere Landwirte führen die Besucher anschließend in kleinen Gruppen über ihren Hof, damit immer Zeit für Fragen bleibt.“ (www.transparente-landwirtschaft.de)
Gespannt waren die Jugendlichen vor allem im Vorfeld auf die Verhältnisse vor Ort, war doch auf Grund der Hygienevorschriften vor dem Gang in den Stall Duschen angesagt. Aber die Bedenken vor allem der Schülerinnen zerstreuten sich schnell, nachdem das Besucherzentrum gesehen und die Duschen inspiziert worden waren. Die mit Einzelkabinen versehenen Duschschleusen (Auskleideraum – Duschraum – Ankleideraum) überzeugten auch die größten Zweifler bei der Vorabinspektion, so dass nach dem gemeinsamen und entspannten Frühstück, dem Duschen und dem Anlegen der Betriebskleidung dem Gang in die Ställe nichts mehr im Wege stand. Auch hier erwies sich die Hygiene als wesentlicher Bestandteil der Besichtigung (Schuhwechsel vor Betreten der Ställe etc.).
Allein diese professionelle Organisation, vor allem aber der direkte Blick in die Ställe und der enge Kontakt zu den Tieren (inkl, Kuscheleinheit mit einigen Ferkeln) ließ die Schüler staunen. Unterstützt von Ralf Martens (Böseler Goldschmaus) führte Frau Hempen gekonnt und sympathisch durch den Betrieb, erläuterte offen und ehrlich das System der Tierhaltung, aber auch die Probleme und Herausforderungen in der modernen Agrarwirtschaft.
Um den Schülern nach der Massentierhaltung des Vormittags und der Einbindung in die Agrarindustrie auch alternative Formen der Landwirtschaft näher zu bringen, konnte am Nachmittag der Hof Wreesmann in Altenoythe genauer inspiziert werden. Familie Wreesmann führte uns dabei in das Prinzip der pfluglosen Ackerbearbeitung (konservierende Bodenbarbeitung) ein, klärte uns über die Bodenverhältnisse in der Region sowie Kooperationen mit anderen Höfen auf. Ein besonderes Merkmal dieses Betriebes ist neben dem Ackerbau vor allem der für unsere Region eher unübliche Obstbau, der seit einigen Jahren installiert ist und sich im Aufbau befindet. Aus den dort gewonnenen Äpfeln, die auch zum Selberpflücken angeboten werden, wird zum Beispiel ein eigener Apfelsaft produziert und regional vermarktet. Dies gilt ebenso für die Produkte der Aronia-Beere, einer Pflanze mit großer Heilkraft, die auch zum sogenannten Superfood gezählt wird. Ein weiteres Standbein des Betriebes ist die Produktion und Vermarktung eines eigenen Käses, der im eigenen Hofladen, aber auch bei regionalen Anbietern erhältlich ist. Auch hier konnten die Schülerinnen und Schüler einen umfassenden Einblick in die Zusammenhänge der Käseherstellung sowie in die Eigenvermarktung bekommen. Informationen zu den Ferienwohnungen auf dem Altenoyther Gut sowie dem Thema „Ferien auf dem Bauernhof“ ließen einen wirklich umfassenden Blick in den Betrieb zu.
Abgerundet wurde der informative Tag durch eine gemeinsame Gesprächsrunde bei selbst produziertem Apfelsaft, in der diverse Aspekte der modernen Landwirtschaft aufgegriffen und vertieft werden konnten. Da auch Frau Hempen und Herr Martens an der zweiten Betriebsführung und Abschlussrunde teilgenommen hatten, wurde das Thema Landwirtschaft umfassend in seinen verschiedenen Facetten durchaus auch kritisch hinterfragt und Themen wie die Vor- und Nachteile der Regionalität sowie der internationalen Vermarktung beleuchtet.